Großschadens- und Katastrophenmedizin

Die ÖNK als interdisziplinäre Fachgesellschaft

Die Österreichische Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin ist die einzige interdisziplinäre Fachgesellschaft, die sich mit Großschadens- und Katastrophenmedizin beschäftigt und ist daher auch entsprechend bestrebt, als medizinisch fachlicher Ansprechpartner zu fungieren.

Aufgrund der in Österreich vorhandenen, im internationalen Vergleich ausgezeichneten, medizinischen Infrastruktur ist es Gott sei Dank nur selten notwendig, die Prinzipien der Großschadens- und Katastrophenmedizin anzuwenden. Trotzdem kommt es immer wieder zu Ereignissen, bei denen die vorhandenen personellen und materiellen Ressourcen den Bedarf an ärztlichem und sanitätsdienstlichem Personal und Material nicht decken können. Dann müssen v.a. organisatorische Maßnahmen gesetzt werden, die bestmögliche Versorgung für das größtmögliche Kollektiv erlauben. Das bedeutet, dass die individualmedizinische Versorgung eines einzelnen Patienten immer im Zusammenhang mit dem Gesamtaufkommen von Patienten gesehen werden muss.

Die Prinzipien der Katastrophenmedizin beruhen auf einer ressourcenorientierten Versorgung möglichst vieler Patienten mit dem Ziel des Überlebens. Daher kann es auch notwendig sein, Patienten, bei denen aufgrund der Verletzungen oder Erkrankungen ein Überleben nicht erwartet werden kann, verzögert oder nach den Prinzipien der „best supportive care“ zu behandeln. Es kann auch erforderlich sein, dass lebensrettende Maßnahmen gesetzt werden, die bei ausreichend vorhandenem Personal und Material nicht so durchgeführt würden. Als Beispiel sei hier die rasche Amputationsentscheidung versus Erhaltungsversuch in einem Katastrophengebiet mit völlig zerstörter Infrastruktur, wie etwa nach Erdbeben erwähnt. Neben Großunfällen (z.B. Flugshow Ramstein) und Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben Pakistan) rücken aber auch zunehmend Infektionserkrankungen mit epidemischen bzw. pandemischen Ausmaßen in den Blickpunkt der Katastrophenmediziner. Die organisatorisch und medizinisch notwendigen Maßnahmen im Zusammenhang mit z.B. hämorrhagischen Fiebern, wie etwa Ebola, stellen ganze Staatengemeinschaften vor gewaltige Herausforderungen. Hier bedarf es medizinischer Kompetenz, gepaart mit organisatorischem Wissen, um den Schaden in der betroffenen Bevölkerung möglichst gering zu halten.

Neben der Bewältigung derartiger Ereignisse im Anlassfall, stellt vor allem die Versorgungsplanung einen weiten Bereich der Großschadens- und Katastrophenmedizin dar. Im Vorfeld von Großereignissen müssen „worst case Szenarien“ beurteilt und deren Bewältigung geplant werden. In diesen Planungen sind nicht nur rein medizinische Fragen zu klären, sondern vor allem organisatorische Maßnahmen zu treffen. Als prominentestes Beispiel eines solchen Ereignisses kann wohl die Loveparade in Duisburg mit den bekannten Opferzahlen genannt werden.

Es ist daher das Feld der Großschadens- und Katastrophenmedizin ein thematisch weit über die reinen medizinischen Belange hinausgehendes Gebiet und erfordert neben der ärztlichen Fachkompetenz eine intensive Beschäftigung mit allen Akteuren in den jeweiligen Szenarien.

Mit den hier angeführten Aspekten beschäftigt sich die ÖNK interdisziplinär und kann daher auch eine entsprechende Expertise bieten.